Soldatenkaiser

Soldatenkaiser
I
Soldatenkaiser,
 
die überwiegend durch Akklamation der Soldaten erhobenen römischen Kaiser in der Krisenzeit des 3. Jahrhunderts n. Chr. (seit 235).
II
Soldatenkaiser
 
Das römische Heer, vertreten durch die Prätorianergarde, wirkte bereits in der frühen Kaiserzeit neben dem Senat wesentlich an der Herrscherbestellung mit. Bei den Wirren nach Neros Ende, im Vierkaiserjahr 68/69, gewannen dann auch die an Reichsgrenzen stationierten Legionen entscheidenden Einfluss auf die Thronbesetzung, als zunächst die Rheinlegionen, später die Truppen im Osten ihre Kandidaten, Vitellius bzw. Vespasian, mit Waffengewalt als Kaiser durchsetzten.
 
Eine vergleichbare Situation kehrte im Jahre 193 nach dem gewaltsamen Ende des Commodus wieder. Septimius Severus, der erst nach schweren Kämpfen gegen seine Konkurrenten Anfang 197 gesiegt hatte, eröffne te die Reihe der »Soldatenkaiser«, die die Geschicke des Imperium Romanum im 3. Jahrhundert lenkten. Severus entmachtete den Senat und beteiligte dafür den Ritterstand, dem er selbst entstammte, stärker an der Reichsverwaltung. In erster Linie stärkte er jedoch die Rolle des Heeres; die gesellschaftliche Stellung der Soldaten wurde verbessert. So ging der Einfluss des Senats in Politik und Verwaltung entscheidend zurück, dafür gewann das Heer mehr und mehr die Vorherrschaft im Staat.
 
Septimius Severus hatte die Voraussetzungen geschaffen, dass Personen niedriger sozialer Herkunft über den Heeresdienst zum Kaisertum gelangten, ohne zuvor eine senatorische Charge bekleidet zu haben, wie Maximinus Thrax, Claudius Gothicus, Aurelian, Probus, Carus und schließlich Diokletian. Für den Bestand des Imperiums haben diese Herrscher Hervorragendes geleistet.
 
Der seit Beginn der Dreißigerjahre des 3. Jahrhunderts zu gleicher Zeit im Osten durch die Sassaniden sowie an Rhein und Donau durch die Germanen ausgeübte Druck führte 259 zur Entstehung des gallischen Sonderreiches, 260 nach der Gefangennahme Kaiser Valerians durch Schapur I. zur Gründung des palmyrenischen Staates in Syrien. Es dauerte mehr als ein Jahrzehnt, ehe es Aurelian 273 und 274 gelang, die Reichseinheit wiederherzustellen. Die Provinz Dakien jenseits der Donau musste allerdings bereits 270 endgültig aufgegeben werden.
 
Die ständige Bedrohung der Reichsgrenzen während des 3. Jahrhunderts hatte zur Folge, dass sich die Kaiser nur noch selten in Rom aufhielten. Dies, die Ausschaltung des Senats aus Politik und Verwaltung sowie die Aufwertung des Heeres ließen von der Staatsform des Augustus nicht mehr viel übrig. Das Jahrhundert der Soldatenkaiser (193-284) ist das entscheidende Stadium auf dem Wege vom Prinzipat zum Dominat.

Universal-Lexikon. 2012.

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